Heimbeatmungs­service Brambring Jaschke: Interview mit Heike Dörrbecker

Seit 18 Jahren versorgt der Heimbeatmungsservice Brambring Jaschke Kinder und Erwachsene, die Beatmungs- und Intensivpflege benötigen – sowohl direkt bei den Klienten zu Hause als auch in speziellen Wohngemeinschaften.

Wir haben mit Heike Dörrbecker über ihre emotionale Arbeit bei Heimbeatmung gesprochen.

Mein Name ist Heike Dörrbecker. Ich bin 44 Jahre alt, verheiratet und habe keine Kinder. 1999 habe ich mein Examen als staatlich anerkannte Altenpflegerin absolviert. Zuvor absolvierte ich eine Ausbildung im kaufmännischen Bereich.

Dass ich nun seit bald 6 Jahren beim Heimbeatmungsservice Brambring Jaschke tätig bin, ist eher dem Zufall zu verdanken. Nachdem ich nun fast 10 Jahre in der Pflege tätig war – davon 3 Jahre bei einem ambulanten Pflegedienst und 7 Jahre in einem Pflegeheim – wurde mir bewusst, dass ich nicht länger als Marionette unserer Gesundheitspolitik arbeiten wollte. Ich beschloss kurzerhand den Ausstieg aus der Pflege und wollte mich im Rahmen von Fort- und Weiterbildungen auf ein neues Berufsfeld konzentrieren.

Dies war jedoch schwieriger als gedacht. Aufgrund des Personalmangels in der Pflege lag es dem Arbeitsamt natürlich nahe mich schnell wieder in einer dieser zahlreichen offenen Pflegestellen zu verfrachten. Ich bewarb mich also auf Pflegestellen, für die ich teilweise überqualifiziert, aber auch unterqualifiziert war.

Dabei erreichte meine Bewerbung auch den HBS. Zum damaligen Zeitpunkt konnte ich mit Heimbeatmung noch gar nichts anfangen. Ich fuhr also zum Vorstellungsgespräch nach Köln, mit der Absicht eine erneute Absage dem Arbeitsamt vorlegen zu können.

Entgegen den Erwartungen fuhr ich mit reichlich Infomaterial, geweckter Neugier, einer neuen Herausforderung, die in mir geweckt wurde und einem richtig guten Bauchgefühl nach Hause. Die für mich damals neue Art der Versorgung gefiel mir gut und ich hatte wieder vor Augen, warum ich mich damals dazu entschlossen hatte, einen Beruf in der Pflege ausüben zu wollen. Mir wurde beim HBS bewusst, dass ich in der Pflege genau das erreichen kann, worauf ich 10 Jahre gewartet hatte.

Der HBS ist ein Pflegedienst, der sich auf die Intensivpflege, sprich außerklinische Beatmung, spezialisiert hat. Wir versorgen Kinder und Erwachsene 1:1 in ihrer Häuslichkeit bis zu 24 h täglich. Wir unterstützen sie mit ihren Erkrankungen und Einschränkungen, um ihr Leben bestmöglich zu gestalten. Aber auch in unseren Wohngemeinschaften können Klienten mit uns ein eigenständiges Leben führen.

Mein Aufgabenbereich bezieht sich natürlich in erster Linie auf die professionelle, pflegerische Versorgung der Klienten. Je nach Versorgung gestalten sich auch die anfallenden Aufgaben unterschiedlich. Dazu gehören unter anderem die Grundpflege, Behandlungspflege, aber auch hauswirtschaftliche Tätigkeiten wie kochen, backen und putzen. Organisation und Durchführung von Aktivitäten (Urlaub, Schulbegleitung, Kino etc.), Bestellwesen (Pflegematerialien, Medikamente, Hilfsmittel etc. bestellen), Arztgespräche, therapeutische Anwendungen, Krankenbeobachtung und -überwachung via Monitoring, Dokumentation, Einarbeitung neuer Mitarbeiter zählen ebenso zu dem Aufgabenbereich beim HBS.

Da ich auch als Teamleitung tätig bin, fallen einige Zusatzaufgaben an, wie zum Beispiel den monatlichen Bericht für das Büro, der eine Übersicht über die Besonderheiten in der Versorgung sowie über die Aktivitäten in der Zukunft gibt.

Die Teilnahme an Meetings sowie die Vermittlung von Ansprechpartnern für Klient und Angehörige gehören zusätzlich zu meinen Aufgaben.

Grundsätzlich kann ich sagen, dass alles, was direkt mit dem Klienten zu tun hat, mir die meiste Freude bereitet. Etwas zu tun, was dem Klienten gut tut und er es mir mit einem Lächeln signalisiert, bestätigt mein Handeln und gibt mir die nötige Motivation, genau so weiterzumachen.

Ich mache mir zudem gerne Gedanken, wie ich meinen Arbeitgeber unterstützen kann und erstelle Formulare, die möglicherweise in unserem Qualitätsmanagement ihren Platz finden können. Gerne biete ich zudem meine Unterstützung auf Kongressen oder bei anderen Projekten an.

„Die meisten Klienten haben krankheitsbedingt eine kurze Lebenserwartung. Demnach kann es zu sehr emotionalen und psychisch belastenden Momenten kommen.”

Jedes einzelne Schicksal berührt mich sehr. Somit ist es für mich natürlich nicht einfach, nach Dienstschluss auf völlig andere Gedanken zu kommen. Richtig abschalten gelingt meistens nicht, sodass ich auch während der Freizeit gedanklich mit dem Klienten beschäftigt bin. Ich denke immer darüber nach, was ich noch für den Klienten tun kann und woran er Freude haben könnte.

Gerade in den 1:1-Versorgungen kommt man dem Klienten und seiner Familie sehr nah. Man wird dabei schnell zum Familienmitglied, sodass das Wahren von Nähe und Distanz keine leichte Aufgabe ist. Ein gesundes Mittelmaß ist in diesem Job aber unabkömmlich. Mir helfen Aktivitäten mit Partner und Freunden, um mich auf private Dinge zu konzentrieren. Bei sehr belastenden Momenten erhalte ich auch sehr viel emotionale Unterstützung durch meine Kollegen und Vorgesetzten.

Teamarbeit ist von sehr großer Bedeutung. Jeder einzelne Mitarbeiter in der Versorgung muss sich darauf verlassen können, dass zu erledigende Aufgaben vom Kollegen erfüllt werden. Zielvereinbarungen mit dem Klienten lassen sich nur erreichen, wenn jeder einzelne Mitarbeiter bereit ist, dieses Ziel mit dem Klienten erreichen zu wollen und diesen Weg mit ihm zu gehen.

Dadurch, dass man in den 1:1 Versorgungen alleine arbeitet und seine Kollegen nicht direkt bei seiner Arbeit mit und am Klienten erleben kann, muss eine Vertrauensbasis  vorhanden sein. Kommunikation ist lediglich in den kurzen Übergabezeiten möglich, alles andere muss via Telefonat, SMS oder E-Mail stattfinden.

Tatsächlich ist das Gefühl der Teamarbeit trotz des „alleine“ Arbeitens sehr hoch. Das möchte ich allerdings aber auch der Arbeitgeberphilosophie zuschreiben, die sehr darauf bedacht ist, dass das Team funktioniert.

Gerade auch als Teamleiter ist es wichtig, neue Mitarbeiter ins Team zu integrieren und eine umfangreiche Kommunikation untereinander zu erreichen sowie zu unterstützen. Dabei fördern regelmäßige Teambesprechungen das Miteinander und den kommunikativen Austausch.

Der HBS ist immer für seine Mitarbeiter da, steht mit Rat und Tat zur Seite. Probleme werden ernst genommen und es wird versucht, diese bestmöglich zu lösen. Wenn jemand aus irgendeinem Grund eine „Auszeit“ benötigt, wird ihm diese auch gewährt. Dienst- und Freiwünsche werden in den meisten Fällen berücksichtigt.
Sehr emotionale Situationen aus den Versorgungen, wie zum Beispiel das Versterben eines Klienten, werden einfühlsam mit den Mitarbeitern und den Führungskräften besprochen.
Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten werden gewährt und gefördert. Es ist einfach schön zu wissen, dass man mit Problemen, Sorgen, Verbesserungsvorschlägen etc. immer ein offenes Ohr findet. Zudem können Dienstpläne so gestaltet werden, dass die eigene Familie nicht zu kurz kommt. Ferner liegt dem HBS sehr viel daran, dass sich die Mitarbeiter sowohl im Unternehmen als auch  in den Versorgungen wohl fühlen. Gibt es hier Ungereimtheiten, so wird umgehend das Gespräch   gesucht. Es werden sogar Versorgungen abgegeben, wenn sich die Mitarbeite dort nicht wohl fühlen. Es ist schön, dieses Engagement dem Arbeitnehmer gegenüber zu erleben.

Qualifikation. Der HBS legt großen Wert darauf, dass die Mitarbeiter fachlich geschult sind. Mitarbeiter, die branchenfremd sind, werden kurzfristig geschult und erst dann als verantwortliche Fachkraft eingesetzt, wenn sie  sich in ihrem Handeln sicher sind. Es wird einem Mitarbeiter keine Verantwortung übertragen, wenn er Unsicherheiten signalisiert.

Spaß an der Arbeit und Loyalität zum Arbeitgeber sollten auch nicht fehlen, denn nur mit Mitarbeitern, die sich mit dem Unternehmen identifizieren  und ihre Arbeit nicht als Belastung sehen, gelingt es einem Unternehmen, sich weiterzuentwickeln.

Zufriedene Mitarbeiter. Ohne zufriedene Mitarbeiter kann sich auch der HBS nicht weiterentwickeln. Dem HBS ist wichtig, dass sich Mitarbeiter wohl fühlen, loyal sind und gemeinsam an einem Strang ziehen.

Das Unternehmen pflegt eine familiäre Atmosphäre, in der jeder für jeden da ist. Mitarbeiter werden gefordert und gefördert – extern sowie intern. Weiterhin liegt dem HBS viel daran, Pflegedefizite aufzuzeigen und transparent zu machen, Nachwuchs zu fördern sowie den Beruf in der Pflege interessanter zu gestalten.

Besonders schätze ich die Geborgenheit, die mir das Unternehmen gibt. Ich bekomme das Gefühl vermittelt, eine gute Arbeit zu leisten und dass der HBS all meine Handlungen unterstützt.

Ich liebe die abwechslungsreiche Arbeit – jede einzelne Versorgung hat das Besondere und man lernt ständig Neues hinzu. Ich habe freie Hand bei den Tätigkeiten, die ich gemeinsam mit dem Klienten erleben darf. Außerdem erfahre ich eine große Unterstützung seitens der Führungskräfte, wenn ich mal nicht weiter weiß.

So auch bei einer Klientin, die beschloss, ihre Therapie zu beenden, was bedeutete, dass ihr Tod bevorstand und wir diesen zusammen präzise planten und organisierten. Ohne die emotionale Unterstützung wäre dies für mich undenkbar gewesen. Es war der emotionalste Tag in meinem Berufsleben. Am Tag zuvor haben wir noch ihr Lieblingsessen gekocht und gemeinsam gegessen. Unvorstellbar, dass am nächsten Tag alles vorbei sein sollte. Ich bin sehr dankbar, dass ich dies erleben durfte und dabei so emotional von Kollegen und Führungskräften begleitet wurde.

Ich bedanke mich, Frau Dörrbecker, für das offene Gespräch!

Stellenanzeigen vom Heimbeatmungsservice Brambring Jaschke sind in unserem Jobbereich zu finden.

Von Julia Hein | Fotos: Mit freundlicher Genehmigung vom Heimbeatmungsservice Brambring Jaschke