Neustarter – Durchstarter: Wenn der Schuh nicht mehr drückt

Timo Marks

Timo Marks hat in seiner bisherigen Karriere schon in einigen Berufsfelder gearbeitet und somit auch schon viele Ecken und Enden der Arbeitswelt gesehen. Dass er neben seine Tätigkeit an der Hochschule Fresenius auch mal Schuhe konzipiert und herstellt, glaubt man wohl erst dann, wenn man seine Geschichte liest.

Diese erzählt er euch in der aktuellen Ausgabe von:
Neustarter – Durchstarter!

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Stell dich doch bitte einmal vor

Ich bin Gründer/Geschäftsführer der Schuhleister Gmbh & Co. KG (B2B-Dienstleister für ein Verfahren für Maßschuhe und individuelle bzw. digitale Lösungen für den Schuh/Fuß) und Dozent an der Hochschule Fresenius. Parallel zur Promotion habe ich in den letzten vier Jahren viele Unternehmen und Arbeitskreise der Metall- und Elektroindustrie bei der Organisationsentwicklung (bspw. Umsetzung von Unternehmenssystemen) unterstützt. Außerdem habe ich in dem Zeitraum zwei ESF-geförderte Projekte zu den Themen betriebliches Gesundheitsmanagement und Unternehmenssysteme geleitet. Vorher habe ich fünf Jahre Industrieerfahrung bei Bertelsmann - arvato, verschiedenen Mittelständlern und einer Managementberatung gesammelt.

Was machst Du derzeit beruflich?

Zusätzlich dazu, dass ich in der Lehre tätig bin, arbeite ich mit den beiden Mitgründern Dominik Gräßle und Joshua Meskemper und unserem Team daran ein Unternehmen weiter zu etablieren. Die Frage müsste lauten, warum Schuhe? Persönlich: der Traum einen Maßschuh zu tragen! In China während Geschäftsreisen einen Maßschuh zu bestellen, welcher zwar günstiger als bei einem Schuhmachermeister in Deutschland war, aber nach sechs Vermessungsterminen noch nicht passte. Dies brachte mich auf die Idee, dass dieser Prozess wesentlich effektiver mithilfe von Technik des 21. Jahrhunderts (3D Scan des Fußes und 3D Druck), Wissenschafts-Know-How und einer gewissen Affinität zu Prozessen als Produkt anzubieten sei. Nicht nur ein Mode, sondern auch ein hilfreiches Produkt! Die Leitung eines dreijährigen europäischen Forschungsprojektes zum Thema „betriebliches Gesundheitsmanagement“, welches mir gezeigt hat, dass die Unternehmen viele unterschiedliche Gesundheitsmaßnahmen aktionistisch etablieren, aber zum Thema gesunde Schuhe (insb. im administrativen Bereich) noch keine Lösungen vorhanden sind.

Wann war der Moment in dem Du Dir gesagt hast, jetzt mach ich mein Ding?

Ich habe schon immer gerne Verantwortung übernommen, aber ich bin in den meisten Organisationen in denen ich war an die Grenzen der Möglichkeiten gestoßen. Ich wollte nur mehr gestalten und entwickeln. Diese Momente gab es immer wieder mal, aber ich wollte als erstes eine gewisse persönliche Reife erlangt haben bevor ich in die Verantwortung gehe ein Unternehmen zu leiten und insbesondere Mitarbeiter zu coachen bzw. zu führen.

Was hast du davor gemacht?

Ich habe vorher mit Ehrgeiz in folgenden Feldern gearbeitet und auch viele Erfahrungen sammeln dürfen. Ich versuche mal in einem Satz Pro’s und Con’s darzustellen

 

  • Managementberatung: Im Team in kurzer Zeit für Kunden Vorschläge erarbeiten dürfen, aber an der Umsetzung nicht Beteiligt zu sein.
  • Mittelstand: Machen! Aber immer wieder festgefahrene Strukturen erlebt, welche man (evtl.) als junger Mitarbeiter (noch) nicht ändern kann, aber insgesamt immer wieder sehr positive Erfahrungen gesammelt, da die Aufgaben sehr vielfältig waren.
  • Konzern: Themen, die man extern präsentiert auch umsetzen können, wobei man hier wenig Grenzen bei den Möglichkeiten bezogen auf Internationalität oder interne Experten hat, sondern „Regeln“ des eigenen Unternehmens verstehen muss.
  • Forschungsinstitut: Zeit um Konzepte zu entwickeln und diese testweise mit Unternehmen anzuwenden, aber zu wenig die Chance tatsächlich etwas in der Praxis zu bewegen. Auch wenn ich immer wieder die Chance hatte mit Führungskräften und Managern zusammen zu arbeiten.

 

In der Summe hatte ich immer wieder das Glück, dass ich als Generalist (im Sinne von General Management) mit Verantwortung an der Umsetzung eigener Ideen arbeiten durfte.

Wie hast Du Dich auf diesen Schritt vorbereitet?

Natürlich habe ich durch das Studium einiges an Theorie erlernt, was hilfreich ist, aber insbesondere habe ich durch die Unternehmen, die ich kennenlernen durfte einiges erlebt – u.a:

  • Geduld und langen Atem beweisen zu müssen
  • Wichtigkeit von Organisationsentwicklung und Rahmenbedingungen schaffen
  • seine persönlichen „Grenzen“ zu kennen und sich sowie seine Mitarbeiter dann auch zur Pause bzw. zum Feierabend zu zwingen
  • Spaß und Arbeit passen und gehören zusammen
  • Immer wieder mal mehrere Projekte parallel durchzuführen
  • Stärken und viele Schwächen von Entscheidern bzw. Managern

Was würdest Du CSR jobs & companies Usern raten, die mit dem Gedanken spielen, ihrem Berufsleben eine völlig andere Richtung zu geben?

Natürlich immer wieder mit allen möglichen Personen über seine Ideen und Pläne zu sprechen und sich aus den Aussagen seine eigene Meinung bilden, aber ab einem gewissen Punkt muss man einfach machen und irgendwie gleichzeitig weiter vernünftig leben können. Also, gilt es: Einen Weg zu finden der einem mindestens seine Lebenshaltungskosten (inkl. Altersvorsorge) weiter finanziert. Es ist wichtig sich auf die Entwicklung der Geschäftsidee konzentrieren zu können. Dies kann bedeuten, dass man es mehrere Jahre als Hobby nebenbei zu einem anderen Job betreibt. Aber dann muss der Schalter auch wieder umgelegt werden und aus dem Hobby wird ein Unternehmen. Ein Unternehmen schafft meiner Meinung nach Arbeitsplatze. Nur so kann gemeinsam immer wieder daran gearbeitet werden das neuer Mittelstand aus den „Start-Ups“ entsteht.

Ihr habt auch einen beruflichen Neustart gewagt oder ein eigenes Business gestartet? Dann schreibt uns. Wir freuen uns! E-Mails bitte an: redaktion@csr-jobs.de

Mehr Informationen zur Serie findet ihr hier.